Fry (Kasos) – Karpathos (Karpathos)
Diesmal hat es etwas länger gedauert, bis ich mich aufraffen konnte, einen Blogeintrag zu schreiben. Zu vieles musste zuerst verdaut werden.
17.06.2017 – Heute vor einem Jahr sind wir mit Ronja nach Athen geflogen um endgültig unsere Reise zu beginnen. Heute, an diesem Jahrestag denken wir jedoch nicht daran, wir vergessen völlig dieses Datum zu feiern. Warum, das lest ihr unten.
Nach einer schönen Überfahrt mit raumem Wind in der Durchfahrt zwischen Kasos und Karpathos, und halbem Wind auf dem Kurs nach Norden fahren wir vorwiegend unter Segel (endlich) Richtung Karpathos. Um etwa 14 Uhr treffen wir glücklich im Stadthafen ein. Ein etwas genervter Port Police Mann weist uns an, den Platz eines Motorbootes einzunehmen, welches bald ablegen wird. Wir kurven also noch etwas in der Bucht herum während ich genügend Zeit habe, die Fender an der backbord Seite anzubringen. Da Christian nicht ganz sicher ist ob wir seitwärts oder mit Heck voran anlegen wollen, lasse ich auch das Beiboot zu Wasser. Nachdem das Motorboot abgelegt hat fährt Christian souverän an die Mohle und ich mache mich mit der Heckleine bereit zum Aussteigen. Da, 2m vom Land entfernt, steigt der Motor aus. Niemand steht an der Mohle um meine Leine in Empfang zu nehmen. Christian versucht den Motor zu starten. Mehrmals! Nichts!
Ich schicke ihn ins Beiboot mit der 12m Leine. In diesem Moment beginnt RONJA zu treiben, auf die Steine zu welche die Stadt vor der Brandung schützen. Die Leine wird schnell zu kurz. Ich knüpfe eine zweite und dann eine dritte Leine an. Christian kommt nicht voran. Da eilen an Land ein Mann und eine Frau von der Port Police heran, diese schicken einen Fischer mit seinem Fischerboot welcher die Leine von Christian entgegennimmt und diese den Leuten von der Port Police bringt. Diese ziehen nun unser Schiff zur Mohle und machen es fest. Puuh. Nochmals alles gut gegangen. Aber nun beginnt der administrative Stress. Die Port Police legt unser Schiff an die Kette, will heissen, sie nimmt uns unseren Flaggenschein ab, wir müssen das Problem mit dem Motor beheben lassen und danach muss, man höre und staune, die Schweizer Botschaft per Mail bestätigen, dass unser Schiff wieder seetüchtig ist. Erst danach erhalten wir unseren Flaggenschein zurück und wir dürfen wieder ausfahren.
Nun geht die Organisiererei los. Für den Motor kriegen wir gottseidank mehrere Telefonnummern von einem der Port Police Mitarbeiter (es gibt auch sehr nette Port Police Angestellte hier in Karpathos). Aber das mit der Schweizer Botschaft scheint am Anfang nicht zu klappen. Sie wissen nicht wieso und warum! Der Mechaniker kommt noch am selben Abend an Bord, versucht den Motor zu starten, was nicht klappt, und verspricht, am nächsten Morgen um 10 Uhr zu uns zu kommen. Und er kommt tatsächlich um 10:15 Uhr zu uns an Bord. Dieser kleine drahtige Supermann, der uns aus der Patsche helfen wird.
Ioannis geht ganz systematisch vor. Für die Verständigung hat er seinen 22jährigen Sohn mitgebracht, welcher sehr gut englisch spricht. Er vermutet, dass der Motor keinen Diesel mehr kriegt. Nachdem er festgestellt hat, dass trotz pumpen kein Diesel gefördert wird, nimmt er den Wasserabscheider auseinander. Im Filter selber befindet sich kein Schmutz. Er schaut das Gehäuse des Wasserabscheiders genauer an und …… oh Schreck, beim Eintritt in das Gehäuse des Filters hat ein regelrechter Schmutzpfropfen den Durchlass zugestopft. Unser Motor hatte einen regelrechten Infarkt! Die vorhande Verschmutzung war derart gross, dass sie nicht in den Filter konnte, welcher ja dazu da wäre, Verschmutzungen heraus zu filtern.
Nachdem alles gereinigt ist, hat Ioannis uns noch einen zusätzlichen Dieselfilter eingebaut, so dass wir nun über 2 Dieselfilter verfügen.
Wir sind um eine Erfahrung reicher. Bereits in Porto Heli wo wir den 50 Std. Service machen liessen, wies Christian den Mechaniker darauf hin, dass wir beim Anlassen des Motors immer etwas Gas geben müssen (ist bei diesem neuen Yanmar Motor nicht üblich), weil er sonst gleich wieder abstellt. Der Mechaniker meinte, der Motor kriege irgendwo Luft. Wir haben vorschriftsmässig entlüftet aber es kam nie viel Luft. Anfang Mai haben wir noch den Dieselfilter gewechselt obwohl er blitzsauber war, den Wasserabscheider abgelassen, obwohl nie Wasser kam, und hatten das Problem weiterhin. In Zukunft werden wir nicht ruhen, wenn solche Probleme auftreten, bis sie behoben sind. Ein zweites Mal könnte ein Motorausfall zu grossem Schaden an Leib und Gut führen.
Auf jeden Fall war also das Problem mit unserem Motor am nächsten Morgen behoben und nun musste nur noch die Mail von der Schweizer Botschaft zum Office der Port Police nach Karpathos gesandt werden. Nach mehrmaligem Telefonieren und einem ausführlichen Mail meinerseits wurde dieses dann gesandt und wir erhielten die Freigabe zum Weitersegeln (Gebühr Schweizer Botschaft 36 Euro).
Da der Motor seit Entfernen der Verschmutzung nun jedesmal beim ersten Anlassen problemlos startet, vermuten wir, dass die Verunreinigung beim Einbauen der neuen Tankanlage, gleichzeitig mit dem neuen Motor im Jahr 2015, erfolgt sein muss. Sie hat sich langsam durch die Dieselschläuche gearbeitet und blieb am Eingang, vor Eintritt in den Wasserabscheider hängen, wo sich langsam ein immer dichter werdender Propfen bildete, welcher schlussendlich zum Verschluss der Dieselleitung führte.
Wir haben RONJA in die winzige Marina von Karpathos versetzt, wo wir sicher und fast ruhig liegen. Leider wurden die einstmals erstellten (mit EU Geldern) elektrischen Anschlüsse völlig zerstört. Vielleicht mangels Unterhalt oder Vandalen haben gewütet. Auch die Wasseranschlüsse sind marode und nur noch eine Säule liefert ab und zu Wasser. Für gestern und heute wurden stürmische Winde mit 6 – 7 Bft (einer prognostizierte sogar 8 – 9) aus NW vorausgesagt. Eigentlich ist doch noch gar nicht Meltemi Zeit.
Und zum Schluss: Es ist schon unglaublich, was uns alles passiert. Trotzdem, wir machen weiter!