02. – 10.07.2023 Kardamena, Kos – Vathy auf Pserimos – Xirokampos, Bucht im Süden der Insel Leros
Da wir unbedingt weiter nach Norden möchten, nutzen wir die schwachwind Tage um wenigstens bis Leros zu kommen. Wir fahren unter Motor um Kos herum zur Vathy Bay auf Pserimos und erleben eine der ruhigsten Nächte vor Anker die wir jemals hatten. Kein Schaukeln und kein störender Lärm vom Ufer, ach wie schön!
Am nächsten Tag fahren wir weiter unter Motor zur Insel Leros wo wir uns in der südlichsten Bucht Xirokampos vor dem kommenden Meltemi verstecken wollen. Wie wir in verschiedenen Apps gesehen haben, bietet diese genügend Schutz vor den erwarteten Böen um die 35 Kt.
Wir liegen zuerst etwas weiter draussen vor Anker, als sich aber am Freitag ein paar Segler nach Süden aufmachen nehmen wir eine der raren Bojen weiter vorne. Das haben wir bis jetzt nicht bereut. Die Boje hält uns am Platz wie unser AIS im anchor watch Modus bestätigt. Der Weg an Land mit dem Beiboot ist kürzer und die Welle baut sich bis hierher auch noch nicht so stark auf. Christian nutzt die noch windstille Zeit. Er hat Roman‘s alte Drohne geschenkt erhalten und macht nun erste Bilder aus der Luft von unserem Ankerplatz.
Glücklicherweise gibt es im kleinen Ort einen Laden mit dem Nötigsten und gute Tavernen hat es auch, so dass es uns hier an Nichts fehlt. Am Freitag setzt dann wie erwartet der Meltemi ein und hat uns seither in seinen Fängen. Da es an Land eine schöne Sportanlage gibt, nutzt Christian diese jeden zweiten Tag um seine Runden zu drehen. Zur Abwechslung laufen wir am Sonntag zur kleinen Kirche Panagia und betrachten die Bucht aus diesem Blickwinkel.
Hier in Xirokampos gibt es, wie auf Kreta auch, keine Briefkästen bei den Häusern. An zentralen Orten stehen blaue Kästen mit kleinen geschlossenen Schubladen, in welche der Postbote die Briefe und Abholscheine für Pakete legt.
Am Montag laufen wir nach Lakki wo sich die Marinas befinden. Ausserdem wurden dort in der Nähe der italienischen Kasernen aus dem zweiten Weltkrieg Flüchtlingslager gebaut. Auf einem nahen Hügel sehen wir auch den Zaun des „geschlossenen Flüchtlingslagers“. Eines der „Gefängnisse“ welches mit EU Geldern auf den grenznahen Inseln gebaut wurde. Am Strand in Xirokampos sehen wir jeweils einige männliche Flüchtlinge die sich stets im Hintergrund halten. Sie wissen, dass sie hier nicht erwünscht sind.
Da es hier keinen Wanderweg von Xirokampos nach Lakki gibt, müssen wir der Autostrasse entlang laufen. Es gibt natürlich keinen Fussweg und öfters müssen wir den sehr schnell fahrenden Autos ausweichen, da diese sehr nahe an uns vorbei fahren. Wir erreichen Lakki nach etwa 5 Km und ich bin enttäuscht von der Industriebrache, der total vollen Marina (wann gehen die alle segeln?) und von der schmucklosen und zum Teil verfallenen Häuserzeile am Meer entlang. Ich habe gar keine Lust Bilder zu machen.
Nach einem Frühstück in einer der wenigen Tavernen machen wir uns auf zum Supermarkt Kritikos, welcher unser Ziel heute ist. Der Kühlschrank sollte endlich wieder einmal gefüllt werden. Auf dem Weg dorthin finden wir auch noch eine Apotheke wo ich (psst ohne Rezept) meine „Antibiotika auf Reserve“ auffüllen kann. Wieder sehen wir viele verfallene Häuser und wir kommen zum Schluss, dass uns hier nichts hält.
Im Kritikos machen wir unseren Grosseinkauf und der Filialleiter bestellt uns dann ein Taxi welches uns zurück zum Beiboot bringen soll. Da vor dem Laden bereits eine alte Dame, wie sich herausstellt aus Italien, wartet, nimmt er uns alle zusammen gleich mit. Wir erleben eine, für unsere Verhältnisse, höllische Fahrt zum Ferienhaus der Lady. Mit viel Anlauf und durchgetretenem Gaspedal muss der Fahrer die grossen Steigungen erklimmen. Wäre es nicht zum Lachen müssten wir aus Furcht schreien. Durch diese Fahrt zum Zuhause der Italienerin sehen wir aber auch Einiges was wir sonst nicht gesehen hätten. Sie erzählt uns, dass sie zum Einkaufen nach Lakki wandert, in 40 Minuten sei sie unten, und dann jeweils ein Taxi nimmt, welches sie wieder zurück auf den Berg fährt. Unglaublich! Mir wäre ihr Ferienhaus viel zu abgelegen, trotz schöner Sicht aufs Meer.
Nach abliefern der Dame namens Anna werden wir im gleichen Tempo wieder hinunter gefahren und ich bete darum, dass die Bremsen des Taxis in Ordnung sind. Der Preis für die Fahrt ins Blaue und dann nach Xirokampos liegt mit 9 Euro im eher günstigen Bereich.
Nun warten wir auf abflauende Winde, welche es uns erlauben, weiter nach Norden zu fahren. Vielleicht, wenn es noch zu lange dauert, überlegen wir uns dann doch, gegen den Wind aufzukreuzen. Das macht uns aber keinen Spass! Schon nur wegen der Wellen die auch aus Norden kommen.
Grüsse vom Furkapass nach Griechenland. Freuen uns immer, von Eurem Schifferleben zu lesen.